Wohnen im Museum

In seinem Zimmer sollte man sich wohlfühlen.
Manch einer folgt dem Ikea-Prinzip, manch anderer findet Feng-Shui dufte. Wieder andere leben im eigenen Dreck und halten es wie die Schweine.
Aber: Wohlfühlen ist wichtig.

Ich wohne in einem Museum. In einem Museum für filmbasiertes Spielzeug und Modelle. Zwar ist die gesamte Austellungsfläche nicht größer als etwa 15qm - aber über 200 Exponate finden trotzdem ihren Platz.
Nun mag man sagen "Moment, ey - man kann gar nicht in einem Museum wohnen, DÖH!" und damit auch recht behalten. Denn ich nehme keinen Eintritt. Aber Führungen gebe ich trotzdem gern. Und heute biete ich - in Ermangelung anderer Themen und fehlender Lust, weitere 4 Stunden im sonnigen Garten zu lesen - eine Online-Führung.

Legen wir also los. Man betritt das Museum durch die Haupttür. Naja, pompöser kann ich den Anfang wohl nicht umschreiben. Aber ich muss ja irgendwo anfangen.
Begrüßt wird man von einem TERMINATOR Endoskelett, in enormen 1/4 der Originalgröße. Neben ihm parken das Einsatzfahrzeug der GHOSTBUSTERS, der "Ecto-1" sowie der DeLorean aus Zurück in die Zukunft. Von einer der 5.1-Surroundboxen aus lauert der gespenstgesichtige Killer aus Scream im Rücken des Museumsbesuchers und auf dem DVD-Player ruht majestätisch der Helm von Darth Vader.

Geht man nun in den Raum hinein, kann man zu seiner rechten ein Republic Gunship auf dem Fernseher erspähen - genau wie in den STARWARS-Filmen von diversen Jedi und Klontruppen bemannt und jederzeit einsatzbereit, knallrote Plastikraketen zu verschießen. Was so im Film nicht wirklich zu sehen war.

Man steht nun im Hauptexponatenraum. Der Blick schweift von rechts nach links, vorbei an BATMAN, der das DVD-Regal bewacht.

Weiter schweift der Blick, hinüber zum Schrankregal voll mit STARWARS-Figuren der verschiedensten Größen - hier stehen stumm und wachsam sowohl 10cm große Boba Fetts und Sturmtruppen als auch Sith-Lords in Barbie-(gut, eher Ken-)Größe, und auch der allseits beliebte Yoda ist dabei. Der wiederum größer ist als seine 10cm-Kollegen.
Der Star hier ist wohl ein recht hünenhafter Stormtrooper, von selber Größe wie das Endoskelett und somit der dickste Oschi in diesem Regal. Man kann nur erahnen, wie edel der Junge sich vorkommen muss.


Etwas weiter links haben sich die Herrschaften aus Tolkien's kleiner Fantasiewelt auf fünf Wandregalen eingerichtet. Da stehen Frodo, Baumbart und Shagrat um die Wette, mit ihren unzähligen Konsorten. Und doch sind irgendwie alle Gewinner. Nur nicht der Battle Cry Uruk Hai. Der Depp fällt immer um - dafür kann er auf Knopfdruck laut schreien. Insgesamt sind es 50 Stück, und ich muss echt mal sagen: "Meine Fresse, steht da viel Geld".
Aber hey.


Die Tour geht weiter, vorbei an 4 noch eingepackten STARWARS-Figuren, die die Wand über meinem Schreibtisch schmücken. Es sind nur deshalb vier, weil man Actionfiguren einfach auspackt. Aber die Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Schmuckstück hier: ein in trendy "Luke Skywalker"-Verpackung eingeschweißter Darth Vader - ein Bootleg aus Chile. Die Fälscher haben sogar ein eigenes Backcover gestaltet, wenn ansonsten jedoch trotzdem die Packung des Lizenzherstellers recht gut ohne Veränderungen gefälscht. Und: er hat sogar Luke's Lichtschwert. Natürlich rot angemalt, versteht sich. Also lügt die Packung nur teilweise. Es bleibt ja in der Familie...

Den Schluß der Tour bildet wohl die beeindruckendste Ausstellungsfläche: die Glasvitrine! Hier findet man alles möglich, fein säuberlich aufgeteilt nach filmischer Thematik.

Im oberen der vier Displaybereiche ist das Thema knallhart klar erkennbar: STARWARS Episode III. Also in Form von kleinen Plastikmännchen, daß das klar ist. Ewan McGregor würde ja gar nicht in das Fach passen, und der hat ja die Zeit auch überhaupt nicht. Der kleine Plastik-Ewan (hier als Obi-Wan) wird geflankt von allen möglichen Kollegen aus demselben Film. Hauptattraktion hier sind sicherlich die neun Klontruppen, die in Reih und Glied marschierend darauf warten, den Jedi-Tempel vom spirituellen Gesocks zu säubern. Schön auch General Grievous, der emsig seine vier Lichtschwerter kreisen lässt oder der Imperator selbst und seine neue Bitch, der frisch zusammengeschraubte Darth Vader.
Eine Etage tiefer lautet das Motto in etwa "Kultfilmaliens und Co.", was ich nur schreibe, um es nicht "ALIEN vs. PREDATOR" nennen zu müssen - jegliche Assoziation mit diesem Machwerk schmerzt mich. Dort stehen eine enorm stämmige ALIEN-Queen, ein ALIEN-Krieger und der gute alte PREDATOR, um den schmerzlich unterlegenen Colonial Marines-Soldaten Corporal Hicks zünftig zu zerfleischen. Hier geht es recht animalisch zu.

Noch eine Etage tiefer regieren die "Movie Maniacs", also jedenfalls weitgehend einzelne Charakterfiguren aus Filmen, die immer nur je einen vermarktbaren Protagonisten und Antagonisten haben. Man findet Ash und Evil Ash (Aaaahh, selbsterklärende Namen!) ebenso wie den T-800 und den T-1000 aus T2 - Judgement Day. Auch haben Helden wie ROBOCOP, Blade und der Punisher hier ihr zuhause neben Spiderman und dem Headless Horseman aus SLEEPY HOLLOW gefunden. Dieses Wohnheim für Einzelgängerfiguren bewohnt auch uns Jason Voorhees, der mal wieder als einziger eine Hockeymaske tragen muss - blöde rebellierende Teenies und ihre retardierten Macken. Aber hey, "chicks dig it". Denn die UZI-schwingende S/M-Hure (Hey, das ist nunmal ihr Job...) Gail aus SIN CITY starrt die ganze Zeit zu ihm rüber. Das Luder.
Im untersten und letzten Vitrinendisplay ist eher eine Art Garage aufgebaut: allesamt Fahrzeuge der Alten Republik finden hier Platz. Ein AT-TE Walker steht genauso ungenutzt herum wie ein Republic Star Destroyer, und wie zum Hohn fliegen über den beiden zwei Raumjäger, Anakin's Jedi Starfighter und ein ARC-170.

Okay.
Ja.
Gut, ein Museum ist das alles nicht.
In kaum einem Museum stehen Hochbett, Sessel, Schreibtisch oder CD-Ständer. Aber ich fühle mich verdammt wohl, wohler als in jedem Museum ohne Spielzeug und Möbel. Obwohl - bisher habe ich in keinem anderen Museum gewohnt, um meine These auch verifizieren zu können.

Danke jedenfalls für's zuende lesen.